Geschichte in der Öffentlichkeit: Angewandte Geschichte und Public History

Juliane Tomann (Friedrich Schiller Universität, Imre Kertész Kolleg)

Abstrakt

Öffentliche (Re)präsentationen von Vergangenheit und Geschichte sind längst keine gesellschaftliche Randerscheinung mehr. Geschichte ist vielmehr zum alltäglichen Gut geworden, was sich nicht zuletzt an der steigenden Zahl traditioneller Kulturangebote wie Historische Museen, Gedenkstätten, Dokumentationen und Sachbücher ausdrückt. Auch neue Trends wie Mittelaltermärkte, Wiederaufführungen historischer Schlachten als Formen des sogenannten Geschichtstheaters, Computerspiele oder Comics gehören in diesen Bereich. Geschichte kommt eine wichtige gesellschaftliche Unterhaltungsfunktion zu, sie wird in der Politik als Argument genutzt und ist erinnerungskulturell wirksam. Nicht zuletzt ist sie auch zu einem wichtigen ökonomischen Faktor geworden. Wie reagiert nun die Geschichtswissenschaft auf diese Veränderungen und Neuerungen im Umgang mit Geschichte? Grundlegend ist eine Öffnung der Disziplin hin zu einer außerakademischen Öffentlichkeit in den letzten Jahren zu beobachten. Als Begriffsprägungen innerhalb des deutschen geschichtswissenschaftlichen Diskurses haben sich zwei Begriffe etabliert: Public History und Angewandte Geschichte. Beide Begriffe haben Eingang in die Wissenschaftssprache gefunden, wobei Public History sich als Bezeichnung im akademischen Diskurs stärker zu etablieren scheint während Angewandte Geschichte auch in außeruniversitären Zusammenhängen genutzt wird. Das Referat wird einen Überblick über die theoretischen Zugänge beider Begriffe bieten und der Frage nachgehen, ob und wenn ja inwiefern sich beide unterscheiden bzw. ergänzen.