Auslaufmodell oder Innovation? Zum Bedeutungswandel archivalischer Quellen in der digitalen Welt

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Abstrakt

Das Thema knüpft an das Diskussionspanel "Fontes prohibiti. Situační zpráva pro 21. století (Fontes prohibiti. Fortschrittsbericht für das 21. Jahrhundert)" an und beschäftigt sich mit der Aussagekraft und der Nutzung der Archivalien durch die Geschichtswissenschaft in der digitalen Welt. Die fortschreitende Digitalisierung und Informatisierung der Gesellschaft erfordert die Verfügbarkeit der Informationsobjekte unabhängig vom Lagerort. Archive haben in die online-Bereitstellung der Findmittel und die Digitalisierung der am häufigsten nachgefragten Bestände investiert, um den Zugang zu den Quellen zu erleichtern. Eine neue Herausforderung ist der Wandel der Forschungserwartungen. Die Erwartungen an die öffentliche Zugänglichkeit der Verwaltungsinformationen und an die Kontrollierbarkeit der Verwaltung führen zu einem Bedeutungswandel der archivalischen Quellen. Sie werden nicht mehr als Forschungsobjekt, sondern als leicht zugängliche Information wahrgenommen, deren Ursprung nicht relevant ist. Zeitlich begrenzte Forschungsprojekte, die aktuelle Hochschulbildungsreform oder immer mehr historisierende Sozialwissenschaften sind beispielhaft für diese These. Eigenständige Recherche in den Archiven ist vielen Forschern nicht mehr geläufig, deshalb vermeiden sie die Nutzung im Archiv oder hängen vollständig von der Beratung durch die Archivare ab, die die Heuristik übernehmen. Hier können forschungsethische und ergebnisorientierte Fragen gestellt werden. Eine Tiefenerschließung, die die Recherche erleichtert, ist wegen fehlender Ressourcen nicht umsetzbar. Abhilfe können einerseits Vorgangsbearbeitungssysteme in der Verwaltung und andererseits Kooperationen der Kultureinrichtungen sein, um Synergieeffekte beim Umgang mit den Informationsressourcen zu erzielen. Wie können Archiv- und Geschichtswissenschaft zur Präsentation und Nutzung der Archivalien in der Forschungspraxis beitragen? Entwickelt sich durch Nutzung leicht erreichbarer Informationsressourcen und Vermeiden von forschungsanspruchsvollen Archivquellen ein selektives Geschichtsgedächtnis?